Der Passport im Kreislauf
Der DMP führt umfassend die Zusammensetzung des Materials vom Rohstoff bis zum Fertigteil oder Endprodukt auf – denkt aber auch darüber hinaus. Er zielt darauf ab, die nachhaltige Nutzung von Materialien über ihren gesamten Lebenszyklus systematisch zu dokumentieren und durch die per Mausklick jederzeitige Verfügbarkeit der DMP-Daten außerdem auch den Nachhaltigkeitsgedanken selbst zu fördern. Von Verwendung und Wiederverwendung über Recycling zum rückgewonnenen Werkstoff: Mit dem Digital Material Passport sollen Materialdaten nicht nur entlang der Wertschöpfungskette, sondern auch über zirkuläre „Cradle to Cradle“-Stoffkreisläufe hinweg transparent und nachweisbar bleiben. Das ist von besonderer Bedeutung etwa bei der Kategorisierung von Schrotten oder Metallabfällen gemäß ihres mitgelieferten PCF.
Der DMP im praktischen Einsatz bei Stahlo Stahlservice
Stahlo ist ein werksunabhängiges Stahl-Service-Center, dass Werkstoffe für den Feinblechmarkt liefert. Anfang 2023 wurde dort das klassische Prüfzeugnis auf DMP umgestellt. Dadurch bekommt nun jeder Stahlo-Kunde umfassende Informationen zum eingekauften Material als PDF- und JSON-Dokument.
Für die von Stahlo belieferten Unternehmen besteht somit eine Möglichkeit ihre Scope-3-Emissionen besser zu dokumentieren und zu optimieren und schließlich den PCF ihres Produktes nachzuweisen.
Zudem bietet Stahlo mit dem STAHLKOMPASS eine Analyse des ökologischen Fußabdrucks und stellt eine Route auf, die den Nachhaltigkeitszielen der Unternehmen gerecht wird: „Die Kunden bestimmen die Zielanspannung und wir ‚vergrünen‘ das Flachstahlportfolio, indem wir gezielt die richtige Menge an optimierten Produkten einfließen lassen“, erklärt Stahlo-CEO Oliver Sonst.
Emissionsmanagement mit KI
Ein weiterer Ansatz, um Unternehmen und hierbei insbesondere auch Großmittelstand und Großunternehmen bei der Erreichung ihrer Klimaziele zu unterstützen, ist der KI-gestützte Ansatz der Boston Consulting Group (BCG). Die „CO₂AI“ („CO₂ Artificial Intelligence“) genannte End-to-End- Softwarelösung, weist laut BCG den Product Carbon Footprint jedes Produktes individuell nach und zwar als lückenlose Bilanz „from Cradle to Customer Entry Gate“, von der Rohstoffgewinnung und Produktion über die Anarbeitung, Lagerung bis zur Lieferung an den Kunden. Möglich macht dies die weltweit größte Emissionsdatenbank, auf die CO₂AI exklusiv zugreift. Auf dieser Data Mining-Grundlage dokumentiert die Softwarelösung die gesamte Wertschöpfungskette insbesondere auch von vorgelagerten Rohstoffen wie etwa Nickel bei der Herstellung von stainless steel, wo der größte CO₂-Ausstoß durch die Legierungselemente entsteht. Je nach Materialzusammensetzung oder Stahlrezeptur errechnet CO₂AI die anteiligen Emissionen aller Schritte und erstellt auf dieser Grundlage eine Gesamt-PCF-Bilanz, die bis ins letzte Detail nachvollziehbar ist. Gerade dieser minutiöse Emissions-Nachweis könnte für Stahlproduzenten im Hinblick auf die Nachfrage bei ihren Kunden nach grünem Stahl in Zukunft bares Geld wert sein.