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12.11.2015

BMWi, Berlin

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im November 2015

Die deutsche Wirtschaft expandiert solide. Die Industrie spürt gegenwärtig einen gewissen Gegenwind, der vornehmlich von der Schwäche der Schwellenländer herrührt. Nach einer Anpassungsphase dürfte die Nachfrage nach industriellen Produkten aber wieder etwas zunehmen. Hierfür spricht auch das Geschäftsklima in der Industrie, das nach wie vor ein überdurchschnittliches Niveau aufweist. Die Bautätigkeit hat ihre ruhigere Gangart, die sie nach dem starken Winterhalbjahr eingeschlagen hat, bis zuletzt beibehalten. Das äußerst zuversichtliche Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe kündigt jedoch immer eindringlicher eine Belebung an. Die Konjunktur in den stärker binnenwirtschaftlich ausgerichteten Dienstleistungsbereichen ist demgegenüber beständig aufwärtsgerichtet.


Eine wichtige Rolle für die insgesamt robuste binnenwirtschaftliche Entwicklung spielt nach wie vor der Arbeitsmarkt. Er liefert einen anhaltend steigenden Beschäftigungsstand und eine gute Einkommensentwicklung. Weitere Triebfedern bleiben der niedrige Ölpreis und der für die Exportwirtschaft günstige Wechselkurs des Euro. Zusätzliche wirtschaftliche Impulse, wenn auch in überschaubarer Größenordnung, werden von der zusätzlichen Nachfrage durch die Flüchtlingsmigration ausgehen. Die Wirtschaftsleistung in Deutschland dürfte daher auch im zweiten Halbjahr solide ausgeweitet werden.


Die Entwicklung der Weltwirtschaft verlief im ersten Halbjahr wenig dynamisch. Die OECD hat daher im Economic Outlook vom November ihre Prognose für das Wachstum der globalen Wirtschaft für das Jahr 2015 um 0,2 Prozentpunkte auf 2,9 % und für das 2016 um 0,5 Prozentpunkte auf 3,3 % nach unten korrigiert. Die weltweite Industrieproduktion ist im August etwas gesunken. Dabei waren sowohl in den Industrieländern, als auch in den Schwellenländern leichte Rückgänge zu verzeichnen. Das vom ifo Institut ermittelte Weltwirtschaftsklima ging zuletzt etwas zurück und signalisiert keine deutliche Verbesserung. In China deuten die Zahlen zum dritten Quartal auf eine Verlangsamung des Wachstums. Die Wachstumsaussichten in den rohstoffexportierenden Schwellenländern wie Russland oder Brasilien wurden nach wie vor durch die niedrigen Rohstoff- und insbesondere Ölpreise gedämpft. In den Industrieländern war das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr dagegen relativ robust. In den Vereinigten Staaten stieg das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal 2015 auf das Jahr annualisiert allerdings nur um 1,5 %. Im Eurogebiet setzte sich die moderate konjunkturelle Erholung fort. Die EU-Kommission erwartet für das laufende Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von 1,6 %. Insgesamt dürfte sich das globale Wirtschaftswachstum im weiteren Verlauf nur wenig beschleunigen.


Die deutschen Unternehmen haben ihre Warenausfuhren im Berichtsmonat September dennoch ausgeweitet. Im Vergleich zum Vormonat sind die nominalen Ausfuhren um 2,6 % gestiegen. Dies war auch eine Gegenreaktion zum August, in dem die Ausfuhren um 5,2 % gesunken waren. Die nominalen Wareneinfuhren sind im Berichtsmonat September mit 3,6 % etwas stärker gestiegen als die Ausfuhren. Im gesamten dritten Quartal gingen die nominalen Warenausfuhren um saisonbereinigt 0,6 % zurück und die Wareneinfuhren legten um 1,0 % zu. Da die Einfuhrpreise im dritten Quartal vor allem aufgrund rückläufiger Rohstoffpreise zudem stärker zurückgingen als die Ausfuhrpreise, dürfte der Außenhandel das Wirtschaftswachstum im dritten Quartal somit gebremst haben.


Die Industriekonjunktur hat sich im Verlauf des dritten Quartals dieses Jahres spürbar abgeschwächt. Sowohl Produktion als auch Umsätze waren im August und September rückläufig. Im Bereich der Vorleistungsgüter zeigt sich bereits seit Jahresbeginn eine rückläufige Produktion. Die Konsumgüterindustrie entwickelte sich im dritten Quartal ebenfalls schwach, was vor allem auf die Pharmabranche zurückzuführen war. Der Bereich der Investitionsgüter stagnierte nahezu. Dabei wurde das schwache Quartalsergebnis im Maschinenbau durch positive Impulse aus der Kfz-Branche ausgeglichen. Die schwächere Entwicklung in der Industrie kann maßgeblich aber nicht ausschließlich auf die schwache Weltkonjunktur zurückgeführt werden. Das Inlands- und das Auslandsgeschäft haben im dritten Quartal zu gleichen Teilen zum Umsatzrückgang beigetragen. Ausnahme blieb der Euroraum, der insbesondere den Investitionsgüterproduzenten ein kräftiges Umsatzplus ermöglichte. Die Aussichten für die Industrie sind derzeit gemischt. Einerseits entwickelten sich die Auftragseingänge zuletzt überraschend schwach. Dies galt vor allem für die Nachfrage aus Ländern außerhalb des Euroraums, insbesondere bei den Investitionsgütern. Auf der anderen Seite haben sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen verbessert. Insgesamt ist für die kommenden Monate mit einer eher verhaltenen Dynamik zu rechnen.


Steigende Erwerbstätigenzahlen und reale Einkommenszuwächse tragen zur Belebung des privaten Konsums bei. Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt hält an. Die Erwerbstätigkeit nahm im September saisonbereinigt um 50 000 Personen kräftig zu.


BMWi, Berlin