Dekarbonisierung entlang der Metall-Supply Chain durch Transparenz und Effizienz
Dr. Niklas Friederichsen, Chief Product Officer von Metalshub GmbH erklärt in der Fachzeitschrift stahl., CO₂-Emissionen müssen entlang der Metall-Supply Chain nachvollziehbar sein und dort als erstes reduziert werden, wo dadurch die Kosten am wenigsten stark steigen. Im Stahlhandel entfallen weit mehr als 95 % der Emissionen auf den CO₂-Rucksack der vertriebenen Produkte, wodurch dem Einkauf eine zentrale Bedeutung zukommt.
Metalshub hilft seinen Kunden aus dem Ein- und Verkauf von metallischen Rohstoffen, CO₂-Emissionen mit Transaktionen zu verknüpfen und in kommerziellen Entscheidungen zu berücksichtigen. Dieser Trend wird zukünftig auch im Stahlhandel an Stellenwert gewinnen. Die Dekarbonisierung wird mit einigen Ausnahmen die Kosten erhöhen. Die Höhe dieser Mehrkosten kann jedoch an unterschiedlicher Stelle fundamental anders ausfallen, weil unterschiedliche Mechanismen zugrunde liegen.
Um die Gesamtemissionen effektiv zu senken, müssen sowohl Scope 1-, 2- aber auch Scope 3-Emissionen in Betracht gezogen werden. Je nach Herstellungsroute und Legierungsanteil im Stahl machen Scope 3-Emissionen zwischen 15 % und 70 % der Gesamtemissionen aus. Für alle nachfolgenden Unternehmen der Wertschöpfungskette, wie beispielsweise den Stahlhandel, sind somit Scope 3-Emissionen der weit überwiegende Treiber der Gesamtemissionen.
Berücksichtigung von Scope 3-Emissionen für effektive Emissionsreduktion
Friederichsen beschreibt, dass Scope 3-Emissionen zum Teil leichter und kostengünstiger eingespart werden können. Dies liegt aus seiner Sicht primär an den folgenden zwei Punkten: die fehlende Sichtbarkeit von Emissionen entlang der Lieferketten und der fehlende regulatorische Rahmen zur Berücksichtigung von CO₂-Rucksäcken (Emissionszertifikate). Das eine bedingt das andere. Solange ein Großteil der Unternehmen keine ausreichende Sichtbarkeit über „eingekaufte“ CO₂-Emissionen hat, tut sich die Politik schwer, hier Anreize und Leitplanken zu setzen.
Aus der Perspektive eines kosteneffizienten Klimaschutzes sollte zunächst stets die Tonne CO₂ eingespart werden, deren Vermeidung am wenigsten Mehrkosten verursacht. Dies kann bei Stahlwerken in vielen Fällen eine CO₂-Einsparung im Einkauf sein, da eine CO₂-Vermeidung bei der Reduktion von Eisenerz zu Eisen aktuell nur durch Substitution von Kokskohle durch Wasserstoff möglich ist. Ebendieser ist aber bisher sehr teuer und der Einsatz erfordert die kostspielige Umrüstung bestehender Aggregate.