Energie verbindet
Auf dem Weg zum grünen Stahl ist der Energieträger einer der Schlüsselfaktoren: Wasserstoff soll zukünftig das Erdgas in Riesa ersetzen. 2022 gründete Feralpi Stahl deshalb - gemeinsam mit sieben anderen Industrieunternehmen der Region - das Netzwerk EWI, die Energie- und Wasserstoffallianz im Industriebogen Meißen. Erstes Ergebnis der Zusammenarbeit ist, dass die geplante Wasserstoff-Pipeline in Sachsen nun näher an den Standort Riesa/Meißen und die Unternehmen gebaut wird.
Im Werk von Feralpi Stahl wird der Einsatz von Wasserstoff zudem zeitnah erprobt. Die Verbindung der EWI-Pipeline mit der vom Land geplanten Wasserstofftrasse über eine entsprechende Anschlussstelle wäre bis 2027 denkbar. Mit diesen Maßnahmen ließen sich die CO2-Emissionen des Werkes noch einmal deutlich absenken.
Uwe Reinecke: „Trotz der hohen Energiepreise versuchen wir, mit Energieeffizienz und intelligenten Fahrweisen dem entgegenzuwirken. Gelingen kann die Transformation der mittelständischen Stahlwerke jedoch nur mit finanzieller Unterstützung durch Land und Bund.“
Abfallverwertung
Der Maßnahmenplan für die Nachhaltigkeit setzt aber nicht nur an der Produktion, Verarbeitung und der Energieversorgung für das Produkt Stahl an, sondern berücksichtigt auch die Abfallprodukte im Prozess. SteelZeroWaste – unter dem Namen bündelt Feralpi jene Aktivitäten, die die Abfallmengen am Standort auf ein Minimum reduzieren und unvermeidbare Abfälle der Kreislaufwirtschaft zuführen sollen.
Viele Abfälle und Produktionsrückstände, wie die Ofenschlacke mit anteilig mehr als 50 Prozent, lassen sich weiter verwerten. Ofenschlacke ermöglicht z. B. die Einsparung natürlicher Materialien im Bausektor und ist zu einhundert Prozent recyclebar. Auch der aus der Rauchgasreinigung gewonnene Filterstaub kann dank seines hohen Zinkgehalts den Rohstoff Naturerz ersetzen.
Ähnlich bietet sich der Walzzunder mit seinem fast hundert Prozent reinen Eisenoxid als Ersatzstoff für Eisenerz an: Das so genannte Green Iron wird in der Zementindustrie und in Werken zur Herstellung von Gegengewichten eingesetzt. Und letztendlich lässt sich auch das Feuerfestmaterial des Pfannenofens nach seiner Nutzung als Rohstoff wieder dem Produktionskreislauf als Schlackenbildner im Lichtbogenofen zuführen.
Digitale Steuerung
Die Wirksamkeit der Emissions- und Abfallreduzierung in Stahl- und Walzwerk lässt sich durch automatisierte Prozesse und eingesetzte künstliche Intelligenz weiter effizienter gestalten. Die Temperaturen im gesamten Produktionsprozess werden nicht nur mittels Sensoren überwacht, sondern vorab genau definiert und mit Empfehlungen in Echtzeit versehen.
Das reduziert Temperaturschwankungen auf ein Minimum und stabilisiert den Produktionsprozess von der Stahlerzeugung bis zum Stranggießen. Mit dem neuen Walzwerk ist dank künstlicher Intelligenz einen Datenaustausch zum bestehenden Walzwerk vorgesehen, um den Produktionsablauf zu steuern und die Produktqualität permanent Online zu überwachen. Im Ergebnis lässt sich so das Temperaturniveau in der gesamten Produktion dank Digitalisierung reduzieren.